Vier Gründe für den Wiederanstieg der FDP

Warum gewinnt die FDP bei Wahlen wieder? (M)Eine Kurzanalyse.

Die Überraschung des Jahres unter den politischen Parteien ist die FDP. Sie legte bei allen kantonalen Wahlen zu, in Zürich gar spektakulär. Nun schwingt sie auch im Wahlbarometer oben aus. Statt 15.1 Prozent wie 2011 erhält sie in der repräsentativen Befragung von anfangs Juni 17.1 Prozent. Das sind 2 Prozentpunkte Differenz gegenüber der Vorwahl. Die Wahrscheinlichkeit, dass die FDP heute stärker ist als vor knapp vier Jahren, beträgt 96 Prozent.

fdpfeuer
FDP des Kts. Zürich – die erfolgreichste Kantonalpartei hat Feuer gefangen.

Gerade unter PolitikwissenschafterInnen ist es neuerdings üblich geworden, Wahlforschung auf Wahlprognosen zu reduzieren. Ich widerspreche dem. Vorhersagen bleiben mit Unsicherheiten behaftet, die grösser sind als bei Momentaufnahmen. Natürlich ist es wissenschaftlich legitim zu fragen was wird. Die eigentliche Stärke der Politikwissenschaft ist es aber, Erklärungen für Veränderungen anzubieten.

Was sagt uns das neueste Wahlbarometer hierzu?

Am Beispiel der FDP kann man vier Begründungen entwickeln, die statistisch geprüft sind.
Erstens, die wichtigste Ursache des Erfolgs in der Politik ist der Erfolg selber. Mit der neuen Parteileitung sucht die FDP den Durchbruch, der zwischenzeitlich Früchte trägt. Oder in den Worten der Partei: Die FDP hat Feuer gefangen.
Zweitens, die FDP profitieren von einem verbesserten Themenprofil. Anerkannt werden der Einsatz für eine positive Wirtschaftsentwicklung und den Forschungsstandort. Hinzu kommt, dass die Akzentsetzungen der Partei bei den Sozialversicherungen und in der Migrationsfrage nach innen positiv aufgenommen werden.
Drittens, der neue Parteipräsident hat an Statur gewonnen. Seine Akzeptanz hat sich im Innern – zu Beginn seiner Amtszeit ein Problem – klar verbessert. Mit Philipp Müller konnte die FDP das Bild einer Elitepartei etwas abstreifen. Dieses haftete ihr noch bei den letzten Wahlen an.
Viertens, die FDP. gilt heute wertemässig als Protagonistin einer klaren Präferenz für eine Politik der Wohlstandssicherung auf eigenverantwortlicher Basis und mit einer nach aussen offenen Perspektive. Damit hat sie ihre weltanschauliche Basis, bisweilen schwankend, geklärt.

In unseren Befragungen begann der Aufstieg der FDP im Herbst 2014. Seither ist der Trend ungebrochen. Hauptgrund ist, dass die FDP für bisherige Wählende der SVP und der GPL attraktiver geworden ist. Zudem hat sie konsequent an ihrer bisherigen Hauptschwäche gearbeitet, der Mobilisierung des vorhandenen, aber inaktiven Potenzials.
Auch die Kasachstan-Affäre mit Christa Markwalder im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit hat der Partei nicht geschadet. Mag sein, dass sich manche und mancher geärgert hat. Die Problemlage im Banne der Migrations- und Europa-Politiken verlangen jedoch aus BürgerInnen-Sicht materielle Antworten über solche Stimmungen hinaus.

Claude Longchamp