Ecopop auf keinem online-Kanal in der Mehrheit

Anders als bei früheren Migrationsinitiativen gelang es Ecopop nicht, mit ihrer Kampagne in Online-Kanäle eine früher Vorherrschaft zu erreichen und damit die allgemeine Berichterstattung zur ihrer Vorlage wirksam zu beeinflussen.

Seit 2010 legt das fög bei allen wichtigen Volksabstimmungen einen ausführliche Medienanalyse zur Berichterstattung im Abstimmungskampf vor. Berücksichtig werden dabei die Printmedien. Komplementär hierzu ist die Uebersicht, welche die Firma talkwalker erstellt. Dabei handelt es sich um eine Bestandesaufnahme von online Aktivitäten. Erfasst werden hier alle elektronischen Beiträge, die wie bei den fög-Analysen hinsichtlich Resonanz und Tonalität ausgewertet werden.

ecopoponline

Erstmals publiziert wurden Auszüge aus diesen Ergebnissen heute morgen von der SRG. Sie zeigen zwei klare Befunde, die einen wichtigen Schluss zulassen:

Erstens: Die Resonanz der drei Vorlagen im zurückliegenden Abstimmungskampf war unterschiedlich; 65 Prozent aller erfassten Beiträge beziehen sich auf die Ecopop-Initiative, 20 Prozent auf das Gold-Begehren und 15 Prozent auf die Pauschalbesteuerungsinitiative. Im Vergleich zu den Printmedien die Reihenfolge auf den Plätzen 2 und 3 vertauscht. Mit anderen Worten: Namentlich die Initiative gegen die Pauschalbesteuerung war auf Internet viel weniger als Thema als in den Printmedien. Umgekehrt konzentrierte sich die online-Aufmerksamkeit noch stärker auf Ecopop.
Zweitens: Die Tonalität zur Ecopop-Initiative war sowohl im Print wie auch in Online-Bereich negativ. Denn die Online-Analyse zeigt, dass sämtliche unterscheidbaren Kanäle negativ berichteten. Das gilt am klarsten für elektronische Newspaper und online-news Plattformen, gefolgt von Blogs, Magazinen, Foren, Radio/TV und youtube. Am Schluss dieser Liste sind facebook und twitter. Facebook kannte vergleichsweise am meisten befürwortende Standpunkte, Twitter hatte am meisten neutrale Informationen. Doch auch hier überwiegt die Ablehnung.

In den bisherigen Analysen zu Social Media in Abstimmungskämpfen dominierte die Einschätzung der Gegenöffentlichkeit. Wer in den Printmedien zu kurz kommt und es sich nicht leisten kann, das mit bezahlter Werbung zu kompensieren, weicht auf Online-Publikationen aus. Ohne Zweifel bilden die Kommentarspalten der elektronischen News-Plattformen eine Gegenöffentlichkeit, in der sich die Ecopop-Befürworter direkt darstellen konnten. Allerdings gelang es ihnen diesmal nicht, auch auf facebook eine Vorherrschaft aufzubauen, ebenso wenig auf Twitter. Man kann vermuten, dass die Ecopop-Gegnerschaft gerade hier ihre Präsenz erhöht hat. Damit dürften sie aus der Niederlage bei der Masseneinwanderungsinitiative gelernt haben, denn diese zeichnete sich als Erstes auf facebook ab.

Damit fand, mindestens in Sachen Ecopop, eine Angleichung der Trends in der vielfach fragmentierten Medienlandschaft statt. Selbst wenn diese zunehmend einen hybriden Charakter hat; ohne handfesten Anlass sind die Tendenzen in den verschiedenen Teilöffentlichkeiten sind nicht einfach gegensätzlich.

Claude Longchamp