Datenjournalismus zu Wahlen und Abstimmungen

Im Herbstsemester 2014 biete ich an der Universität Zürich ein Seminar zu Datenjournalismus zu Wahlen und Abstimmungen an. Hier der Anriss.

ddj
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“Mit dem immer einfacheren Zugang unter anderem zu politischen Daten kam der Durchbruch für den Datenjournalismus. Daten sind nicht mehr nur Recherchequellen, sondern zentraler Gegenstand des Journalismus, ein für die breite Öffentlichkeit aufbereitetes neues Erzählformat.” So sieht es das Institut für Politikwissenschaft an der Uni Zürich. Begründet wird damit der Schwerpunkt “Politischer Datenjournalismus” – ein neuer, eigenständiger Track im Masterprogramm.

Im Herbstsemester biete ich im genannten Rahmen ein Seminar zu “Mediale Relevanz sozialwissenschaftlicher Forschung” an. Ausgangspunkt sind die zahlreich bestehenden Datenbanken zu Wahlen (BfS, Selects, Wahlbarometer, Smartvote) und Abstimmungen (BfS, Swissvotes, VOX-Analysen, SRG-Trends). Bis jetzt hat man sie vor allem in der wissenschaftlichen (Grundlagen)Forschung verwendet. Neu soll das auch für den politischen Journalismus der Fall sein.

Ein spannendes Beispiel für Datenjournalismus und Schweizer Wahlen ist die Netzwerk-Analyse von Badges der Schweizer ParlamenterierInnen, erstellt von der NZZ. Dank Datenjournalismus könnte man beispielsweise die Datenbank SWISSVOTES zu Schweizer Volksabstimmungen aufwerten.

PolitikwissenschafterInnen werden mit dem Datenjournalismus zu VermittlerInnen zwischen Erwartungen der Medienschaffenden wie RedaktorInnen, aber auch IllustratorInnen einerseits, den Anforderungen der Forschung anderseits. Dafür möchte ich die Teilnehmenden qualifizieren.

Wer keine Erfahrungen mit Datenjournalismus hat, dem rate ich, die Einführung in den Datenjournalismus von Alexandra Stark zu besuchen, allenfalls auch den Kompaktkurs “Datenjournalismus” am MAZ zu belegen.

In meinem Seminar ist die thematische Vorgabe bewusst eng gehalten; denn Volksabstimmungen und Wahlen, meist auf nationaler, gelegentlich auch auf kantonaler Ebene, bilden ausreichende Ansatzpunkte für datenjournalistische Projekte. Methodisch setze ich die wichtigsten Recherchetechniken voraus; dafür geht das Seminar bewusst auf Visualisierung und Storytellings ein. Ziel ist es, als Leistungsausweis medial verwendbare Produkte zu den Wahlen 2015 oder zu anstehenden Volksabstimmungen vorzubereiten.

Das Seminar selber zerfällt in zwei Teile: einem ersten mit einer gezielten Annäherung an den Datenjournalismus für WissenschafterInnen; und einem zweiten mit der Entwicklung und Ausarbeitung von Projekten in studentischen Kleingruppen. Um auch üben zu können, treffen wir uns alle 14 Tage für 4 Stunden am Stück. Im ersten Teil werden verschiedene WissenschafterInnen und JournalistInnen wichtiger Mediengruppen und Forschungsinstitute über ihre Erfahrungen mit Datenjournalismus berichten. Am Ende des Seminars werden ausgewählte Medienschaffende die Relevanz der ausgearbeiteten Projekte beurteilen helfen. Der Bezug zur Praxis ist ganz bewusst gewählt, denn PolitikwissenschafterInnen mit datenjournalistischen Erfahrungen sind heute auf dem Arbeitsmarkt gefragt.

Ein ausgearbeitetes Programm mit Daten, Inhalten, Unterlagen und Gästen des Seminar wird Mitte August vorliegen und auf der StudentInnen-Plattform der Uni Zürich aufgeschaltet sein. Interessenten können sich bei Cloe Jans, gfs.bern (cloe.jans@gfsbern.ch) erkundigen.

Claude Longchamp