Wahlforschung in Theorie und Praxis – Meine Zürcher Vorlesung im Frühlingssemester 2013

Bald schon beginnt das Frühlingssemester an der Uni. In Zürich werde ich meine Vorlesung zur “Wahlforschung in Theorie und Praxis” halten. Hier eine Uebersicht, was ich vorhabe.


Wo die Zürcher PolitikwissenschafterInnen arbeiten, unter andere auch Silja Häusermann, die neue Inhaberin des Lehrstuhls für Schweizer Politik/Politische Oekonomie, an dem der Kurs stattfindet.

Die Veranstaltung richtet sich an Studierende im Haupt- oder Nebenfach Politikwissenschaft offen. Ganz bewusst ist sie interdisziplinär konzipiert, und es geht nicht nur um Theorien, sondern auch um Praxis.

Der erste Teil führt in die gängigen und neuen Theorien der Wahlforschung ein, wie sie meist in den USA entwickelt worden sind und von da aus nach Europa und in die Schweiz ausstrahlen. Vorgestellt werden Klassiker wie Paul Lazarsfeld (Medienwissenschaft), Antony Downs (Oekonomie), Angus Campbell (Psychologie) und Seymour M. Lipset resp. Stein Rokkan (Soziologie). Doch soll es dabei nicht bleiben, denn es interessieren auch integrierte Modelle, wie sie in den letzten 10 Jahren von Michael Lewis-Beck, Russell Dalton, Ronald Inglehart, Herbert Kitschelt oder Rüdiger Schmitt-Beck vorgeschlagen wurden. Teilnehmende sollen entsprechend befähigt werden, die zentralen Argumente der heutige Wahlforschung zu Wählerverhalten, Konfliktregelung durch Parteien und den Auswirkungen des ökönomischen und medialen Wandels zu kennen und anwenden zu lernen.

Der zweite und dritte Teil der Vorlesung ist dem erforschten Teil von Wahlen und dem Wahlgeschehen namentlich in der Schweiz gewidmet. Vorgestellt werden wichtige politikwissenschaftliche Projekte wie “Selects”, “SRG-Wahlbarometer” oder “smartvote”, um das Wähler- und Kandidatenverhalten geprüft beschreiben zu können. Zur Sprache kommen aber auch Studien, wie sie die Statistik-Aemter heute erstellen. Dabei geht es um das, was man zu den Wahlen 2011 weiss. Es soll aufgezeigt werden, wohin sich die Wahlforschung entwickelt, beispielsweise mit Untersuchungen zum geschlechtsspezifischen Wählen, zur Veränderung der politischen Partizipation, zum Einsatz alter und neuer Medien und zu den Unterschieden der Entscheidung bei National- und Ständeratswahlen. Ziel dieses Teils ist es, die konkrete Wahlforschung in der Schweiz auf aktuellem Stand in der Uebersicht zu verstehen.

Der dritte Teil befasst sich mit der Rolle der Forschung zu, während und nach Wahl(kämpf)en. Es geht darum, welche Expertise PolitikwissenschafterInnen in der Praxis haben, beispielsweise wenn sie für Medien oder Parteien arbeiten. Damit wird das Ziel verfolgt, sich Wahlforschung als Arbeitsfeld zu erschliessen, sei es an Universitäten, in Forschungs- oder Beratungsorganisationen.

Ein geeignetes Lehrbuch, das all diese Ziel verfolgt, gibt es nicht. Uebersichten über die Wahlforschung in den USA resp. in Europa geben aber die Sammelbände von Richard G. Niemi et al. “Controversies in Voting Behavior” (Washington 2011) resp. von Oskar Gabriel und Bettina Westle “Wählerverhalten in der Demokratie” (Baden-Baden 2012). Letzteres wird das hauptsächliche Lehrmittel für die Teilnehmenden sein.

Uebrigens, die Veranstaltung findet im Rahmen des Programm statt, das der Lehrstuhl für Schweizer Politik/Politische Oekonomie seit kurzem unter der Leitung von Silja Häusermann anbietet.

Claude Longchamp