(zoon politicon) Ueber dieses Buch eine Rezension zu schreiben, ist fast schon ein Ding der Unmöglichkeit. Denn es enthält selber einen geistreichen Artikel über Rezensionen. Der ist schon fast ein Lehrbuch im Dreispringen; auf Buchbesprechungen gemüntzt, geht es um die Fragen: Was steht drin? – Was ist neu? Was gibt es auszusetzten?
Die neue Form der Leichtathletik sei nicht ohne, wird festgehalten: “Denn das meiste, was Wissenschafterler über Bücher sagen, haben sie nicht durch ausführliche Lektüre, sondern durch eine Querschnitt der Besprechungen herausgefunden.” Zudem wird die Krise der Rezension in Zeitschriften beklagt. Sie werde heute von der online-Besprechung abgelöst, die schneller erscheint, einfacher mit Bestellmöglichkeiten verbunden werden könne und höhere Reichweiten erziele. Buchverlage seien dabei, ihre anfängliche Zurückhaltung aufzugeben, bedienten Redaktionen von e-Portalen genauso wie die Zeitschrift einer Universität.
Doch das ist nur einer der 177 Kurzbeiträge, die Clause Leggewie und Elke Mühlleitner als KulturwissenschaftlerInnen über das wissenschaftlichen Kommunizieren der Gegenwart geschrieben und zum Buch unter dem Titel “Die akademische Hintertreppe” vereinigt haben. Besprochen werden die Eigenheiten von Tagungen und Vorlesungen, von Zettelkästen und Fussnoten, vom Vorsingen und Klatsch. Und weil sich alles ein wenig skurril entwickelt, lebt das Buch durchs Band weg von der Selbstironie, die das Lesen zum Genuss macht. Wer die Wissenschaft von Innen her erlebt, oder wer sie von Aussen her verstehen will, dem sei dringend empfohlen, dieses kleine Lexikon des gelehrten Kommunizierens von A (wie Abstract) bis Z (wie Zunft) zu lesen. Ich garantiere: Ein jeder der Artikel in diesem Buch trifft und erhellt.
Mehr noch: Das Buch bildet seine LeserInnen, denn es stellt sich wichtige Fragen, zum Beispiel, ob die moderne Wissenschaft, im Gutenberg-Zeitalter mit dem Buch und der Bibliothek entstanden, heute nicht einem fundamentalen Wandel unterliege. Die Mensch-zu-Mensch-Kommunikation in der Wissenschaft, die durch die Verbindung des Wissenschafters mit dem Buch abgelöst worden sei, tendiere heute zur Anschlussfähigkeit des Forschers an die weltweiten Computer-Netze, die zum einen visueller und performativer seien, zum anderen mehr Kooperation erlaubten und erforderten.
Na, denn, wohl auf, zum Sturm auf die wissenschaftliche Dachterrasse!
Claude Longchamp
überredet. bestellt. aber nicht wegen dem letzten abschnitt. das scheint mir recht wacklig zu sein. dazu wäre wohl: “wozu gesellschaft?” von dirk baecker präziser. mich hat angesprungen, dass “die eigenheiten von zettelkästen” besprochen würden…
übrigens: http://eDemokratie.ch hat mich auf die vorträge von einem namen, welchen ich seit jahren – nicht nur wegen dem schönen wort “komplementarität” – überaus schätze: william james. der pragmatismus. übersetzt von wilhelm jerusalem. kennst du diesen “praktikalismus”? wäre toll, einen kommentar von dir zu erhalten.
[…] jetzt aber: weiter lesen… ps: habe mir eben noch dieses reclam büchlein bestellt. zusammen mit einem hinweis von claude longchamp ;-)KommentareBis jetzt keine Kommentare zu diesem BeitragKommentar verfassenNameE-Mail (wird nicht […]