Lukas Reimann – der Zukunftstyp des nationalkonservativen Politikers

Lukas Reimann verkörpert wie kein anderer Schweizer Parlamentarier den Zukunftstyp des nationalkonservativen Politikers in der Nach-Blocher-Aera. Nicht zuletzt wegen seinem systematischen Auftritt auf Internet.

Jüngster Nationalrat 2007
Geboren am 18. September 1982, wurde Lukas Reimann am 3. Dezember 2007 Nationalrat, dessen jüngstes Mitglied er gegenwärtig ist.

Keine 18 war Reimann, als er durch die Genschutz-Initiative der Grünen politisiert wurde und der SVP beitrat. 2000 gründete er die Junge SVP des Kantons St. Gallen, deren Präsident er bis zur Wahl in den Nationalrat war. Bis heute ist Reimann Co-Präsident von Young4Fun.ch, der Jung-Organisation der AUNS, die er 2001 aus der Taufe hob.

Selbstgenerierte Kommunikation via Internet
Was auch immer Lukas Reimann politisch anpackt, bleibt nicht unwidersprochen, sodass es in den Medien seinen Widerhall findet. Da die mainstream-Medien dem Jung-Star nicht nur freundlich gesinnt sind, hat er auf dem www ein beachtenswertes Netz an eigenen Kommunikationsplattformen aufgebaut. Seine eigene Website ist gut mit Xing und Facebook verlinkt, und sie hat auch ihr eigenes Blog. Auf Youtube finden sich zahlreiche Clips des Icehoppers, wie Reimann in der community heisst.

Schon als Kantonsrat dokumentierte er auf dem Web jede Stimmabgabe mit dem Wort, das er seinen Wählern geschenkt hatte. Zwischenzeitlich hat er seine Positionsbezüge massiv aufgebaut. Entstanden sind so verschiedene Themenwebsites, zum Beispiel EU-Kritik, die namentlich die jungen, eu-kritischen Organisationen im In- und Ausland vernetzen. Seit Reimann Nationalrat ist, gibt es auch Watch-Sites, die sich mit Reimanns Aktionen kritisch befassen.

Aktivist der Anti-EU-Politik
Lukas Reimann hat sich im Nu den Schwerpunkt im Parlament schaffen können, den er sich gewünscht hatte: die Politik der Schweiz gegenüber der EU.

2002 lancierte er an seinem Wohnort Wil eine Referendum gegen einen Kredit für die polnische Partnergemeinde Dobrzen Wielki für den Ausbau der Gasversorgung. Die Unterschriften kamen zusammen, doch zur Volksabstimmung kam es nicht, da Parlamentsbeschluss in Wil aufgrund der kleinen Beitragssumme gar nicht refendeumsfähig war.

Zwischenzeitlich hat Reimann seine Fähigkeiten als Unterschriftensammler auch auf nationaler Ebene beweisen. Selber gegen den Willen seiner Mutterpartei, aber gemeinsam mit der Jungen SVP und den Schweizer Demokraten trug er Wesentliches zu den gut 51’000 Signaturen gegen die Personenfreizügigkeit bei. Die erste Stufe der Referendumsfähigkeit hat er damit bewiesen. Ob er auch eidgenössischen Volksabstimmungen gewinnen kann, wir sich noch weisen müssen.

Statt Blocher in der “Arena” zur Personenfreizügigkeit
Auf dem Weg dazu scheut der zukünftige Politikertyp der nationalkonservativen Rechten keinen Zwischenschritt. Die Jungparteien ausserhalb der SVP hat mit seiner Persiflage ihrer Website derart in Rage gebracht, dass er seine Kopie auf richterlichen Spruch hin vom Netz nehmen musste. Was solls, dürfte er sich der Jus-Student und das Mitglied der Rechtskommission des Nationalrats gesagt haben. Unter anderer Adresse und mit neuen Logo hat er die Provokation gleich wieder ins Netz gehängt, und den Untersuchungsbehörden Beihilfe zur Zensur verpasst.

Der forsche Stil gefällt seiner Partei. So soll Lukas Reimann die Farben der SVP in die “Arena” zur Personenfreizügigkeit tragen. Statt dem SVP-Uebervater und alt Bundesrat Christoph Blocher – fast schon symbolisch, der Schritt in die Nach-Blocher-Aera.

Claude Longchamp