Ginge es nach den 261 HändlerInnen der Wahlbörse, würde am kommenden Sonntag nebst dem Bisherigen Werner Luginbühl von der BDP der neue SP-Bewerber Hans Stöckli von der SP als Berner Vertreter in den Ständerat gewählt. Als Ueberzähliger ausscheiden würde Adrian Amstutz, gegenwärtiger Standesherr der SVP.
Gross war das Lob an die Adresse der Wahlbörse nach den Nationalratswahlen. Haften blieb ein Mackel, existierten doch zahlreiche andere Tools zum Wahlausgang, an denen sich die Händler auf Wahlbörse orientieren konnten.
Die Evaluierung der Wahlbörse bei den Ständeratswahlen steht noch aus. Aufs Ganze gesehen wird mit Verlusten für die FDP gerechnet, und kleinen Verschiebungen im Minus für die CVP, resp. im Plus für die SP und Parteilose. Kein schlechter Tipp, würde ich sagen.
Die anstehenden Ständeratswahlen im Kanton Bern sind, im zweiten Wahlgang, der erste Bewährungsprobe für die Wahlbörsen. Bei Werner Luginbühl, bisheriger Berner Standesherr von der BDP, wetten die Händler auf einen Unterstützungsanteil von 65 Prozent. Damit erscheint ihnen seine Wahl als gesichert. Spannend wird es danach: Hans Stöckli, neuer Kandidat der SP, kommt auf 60 Prozent geschätzte Zustimmung und liegt 2 Prozentpunkt vor Adrian Amstutz, der es auf 58 Prozent bringt.
Im Wahlkampf für die zweite Runde steigern konnten sich Luginbühl, seit dem 3. November ununterbrochen führend, aber auch Stöckli, der am 13. November Amstutz überholte. Dieser hatte unmittelbar nach dem 1. Wahlgang ein kleines Hoch; sein wahrgenommenen Chancen sinken seither langsam, aber kontinuierlich.
Wie gesagt, es ist ein erster Test für die Wahlbörsen bei der Stichwahl zu Ständeratswahlen. Das Ergebnis stimmt recht gut mit dem überein, was man in den Städten zu Verlauf und Ausgang wahrnimmt: Der Trend verläuft zuungunsten von Amstutz, seit die BDP das Angebot ausschlug, zwischen Luginbühl und Amstutz ein gemeinsames “Päckli” gegen links zu schnüren.
Doch bleibt eine Ungewissheit: Gerade der Kanton Bern besteht nicht nur aus den Städten!
Claude Longchamp
Und das sind die weiteren Favoriten auf Wahlbörse:
ZH: Diener (GLP, bisher), Gutzwiller (FDP, bisher)
TI: Lombardi (CVP, bisher), Cavalli (SP, neu)
AG: Egerszegi (FDP, bisher)
SG: Rechsteiner (SP, neu)
SZ: Frick (CVP, bisher)
UR: Stadler (GLP, bisher)
SO: Bischof (CVP, neu)
Der wohl überraschendste Tipp ist der St. Galler, weil der Sitz der CVP nicht nach rechts zu Brunner und SVP, sondern nach links zu SP und Rechtsteiner gehen würde.
Stimmt die Auflistung, würde die SP (mit Bern) drei Sitz zu den jetzigen hinzu gewinnen, während die FDP zwei, die SVP einen verlieren würde.
Die CVP käme auf 14 Sitze (-1), die SP auf 12 (+3), die FDP auf 10 (-2), während die SVP bei 4 (-2) stehen bliebe, vor GPS und GLP mit je 2 und BDP resp. (vorläufig) Parteilose mit je 1 Mandat (je 1 plus). Würde sich Thomas Minder der SVP anschliessen, hätte diese schliesslich nur ein minimales Minus.
So oder so, Mitte/Links hätte damit in beiden Kammern eine Mehrheit, im Ständerat bräuchte es gar nur einen Zusammenschluss von CVP und SP. Allerdings hätte die CVP eine weitere Spielmöglichkeit, denn gemeinsam mit der FDP würde es auch reichen, um im Rat eine Mehrheit zu erzielen.
ob Brunner bei der Wahl von Gross wohl das Proporzsystem fordert?
Die Volkswahl hat er ja schon …
Luginbühl/Amstutz gewählt vermeldete die Wahlbörse in der frühen Morgenstunden des heutigen Wahlsonntag.
Wieso das? In den letzten 48 Stunden überstürzten sich die Ereignisse in der Berner Ständeratsbörse. Nur Luginbühls Erwartungen blieben konstant. Die von Stöckli brachen dramatisch ein, sodass er hinter Amstutz zurück fiel.
Zu Unrecht, wie man jetzt weiss. Für die Wahlbörse ist das der erste richtige Taucher. Doch nicht nur das: Der schlagartige Schwenker in den Wahlchancen von Stöckli wirft die Frage auf, ob es möglich ist, die Ergebnisse der Wahlbörsen kurzfristig und gezielt zu beeinflussen?