Hochrechnung der Berner Ständeratswahlen vom Sonntag

Hochrechnungen sind Extrapolationen realer Wahlergebnisse aus Teilen des Kantons auf den ganzen Kanton. Sie haben sich bewährt, wie drei Beispiele aus dem ersten Wahlgang zeigten. Im Kanton Bern wird deshalb auch der zweite Wahlgang vom kommenden Sonntag hochgerechnet.

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Kämpfen am Sonntag um die beiden Berner Ständeratssitze: Adrian Amstutz (SVP, bisher), Hans Stöckli (SP, neu) und Werner Luginbähl (BDP, bisher)


Die Hochrechnungen für Majorzwahlen im Kanton Bern

Stephan Tschöpe, Politikwissenschafter und Mathematiker, hat mit seiner Lizenziatarbeit ein neues Modell für Hochrechnungen zu Majorzwahlen erarbeitet, das 2010 bei den Regierungsratswahlen mit Erfolg eingesetzt wurde.

Für die Hochrechnung wird der Kanton Bern in Untergruppen eingeteilt. Diese Untergruppen repräsentieren die parteipolitisch unterschiedliche Zusammensetzung des Kantons (z.B.: SVP-Hochburgen, SP-Hochburgen, …). Im Vergleich zum gesamten Kanton sind die Untergruppen homogener in Bezug, so dass sich Referenzgemeinden für die Hochrechnung besser und strukturierter finden lassen.

Die Referenzgemeinden werden nach dem Prinzip “beste Gemeinde” ausgewählt, also jene Gemeinden, welche am besten für Kandidat X re-präsentativ sind. Als Referenz für Wahlen gilt die Vorwahl. Somit werden die besten Gemeinden für die Untergruppen pro KandidatIn aus dem 1. Wahlgang der Ständeratswahlen vom 23. Oktober 2011 als Referenz genutzt. Für die kantonale Hochrechnung der Kandidierenden werden die Untergruppen im Verhältnis zu ihrem Stimmen-gewicht im Kanton gewichtet.

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Evaluierung der Hochrechnung zum 1. Wahlgang im Kanton Bern. Der mittlere Schätzfehler betrug um 14 Uhr 30 effektiv nur 0.7 Proezntpunkte; am höchsten war er bei Werner Luginbühl mit 1.1 Prozentpunkten.

Die Kunst dieser Hochrechnung bestand darin, ein Modell für einen BDP-Kandidaten zu finden, da es eine solche noch nie gab. Im zweiten Wahlgang ist das einfacher, denn der schliesst die (guten) Erfahrungen aus dem ersten Wahlgang bereits mitein.

Die Hochrechnung vom kommenden Sonntag

Wir rechnen aus Zeitgründen nur die aussichtsreichen KandidatInnen hoch. Es sind dies Adrian Amstutz (SVP), Werner Luginbühl (BDP) und Hans Stöckli (SP).

Wir werden den prozentuallen Anteil im Verhältnis zum doppelten absoluten Mehr pro KandidatIn publizieren. Das absolute Mehr wird immer mit 50% definiert. Das absolute Mehr ist zwar nicht für den 2. Wahlgang notwendig, dient aber uns zur Berechnung der erhaltenen Stimmen.

Der Streubereich bei der 1. Hochrechnung beträgt geschätzt +/-3%. Liegen die Kandidieren näher als diese drei Prozent zusammen, kann nicht gesagt werden, wer gewählt ist. Ein Beispiel verdeutlicht dies:

– Kandidat 1: 48%
– Kandidat 2: 46%
– Kandidat 3: 44%

Es kann somit gesagt werden, dass Kandidat 1 sicher gewählt ist, weil er mehr als 4% Differenz zu Kandidat 3 hat. Es kann aber nicht gesagt werden, wer als 2. gewählt wird, da die Differenz weniger als 3% beträgt.

Die Hochrechnung werdenab 14 Uhr halbstündlich publiziert:

1. Hochrechnung: etwa 14.00 Uhr (Fehlerbereich: +/-3%)
2. Hochrechnung: etwa 14.30 Uhr (Fehlerbereich: +/-2%)
3. Hochrechnung: etwa 15.00 Uhr (Fehlerbereich: +/-1%)

In allen Fällen sind die Hochrechnungen klar schneller als das erwartbare Endergebnis.

Sobald das hochgerechnete Ergebnis feststeht, werden wir das Ergebnis würdigen und Erstanalyse der Wahlen liefern.

Claude Longchamp