BundesrätInnen in repräsentativen Bevölkerungsumfragen

Man weiss es, unsere BundesrätInnen haben es nicht besonders gerne, wenn ihr Zuspruch in der Bevölkerung in Umfragen getestet wird. Trotzdem, es kommt regelmässig vor, und es ist an der Zeit, zu den Ergebnissen einen Ueberblick zu verschaffen.

Zeitschriften wie die “Illustré” (zusammen mit MIS Trend) oder Wochenendblätter wie die “Sonntagszeitung” (gemeinsam mit Isopublic) bringen periodisch Uebersichten über die Akzeptanz der einzelnen BundesrätInnen.

Nebst vielen Gemeinsamkeiten der beiden Serien, gibt es auch Unterschiede in der Sicherung der Repräsentativität: So interessiert sich die Sonntagszeitung dafür, wer im Bundesrat in Zukunft eine wichtige Rolle spielen solle oder eben nicht, während Illustré die Aktion der MagistratInnen in den letzten 6 Monaten bewerten lässt. Die Aussagen der Sonntagszeitungen basieren auf rund 1255 Befragten, während sich Illustre mit 600 begnügt. Beide Auftraggeber lassen Interviews in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz durchführen, nicht aber in der italienischen. Isopublic kontrolliert die so entstehenden Ergebnisse zur zusätzlichen Wahlabsichtsfrage aufgrund der zurückliegenden Wahlen. Schliesslich gibt es Unterschiede in der Auswertung: MIS lässt Unschlüssige in der Darstellung weg, Isopublic weisst sie ausdrücklich aus.

Die jüngste Erhebung von Isopublic war in diesem Sommer, präzise zwischen den 8. und 18. Juni 2011; sie bezieht sich auf die aktuellen Mitglieder des Bundesrates. Demgegenüber befragte MIS Trend vor rund einem Jahr einen BürgerInnenquerschnitt, konkret zwischen dem 31. August und 6. September 2010, also noch vor der Ersatzwahl für die zurückgetretenen Moritz Leuenberger und Hans-Rudolf Merz am 22. September 2010.

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Zunächst fällt auf, dass sich die Reihenfolge der BundesrätInnen, die in beiden Umfragen auftauchen, genau gleich bleibt. Das spricht für eine recht stabile Rangordnung unter den Magistratspersonen. Zuspruch aus der Bevölkerung ist nicht einfach etwas bliebiges; vielmehr hat es klare Konturen. Zu diesen zählen die politische Position, die Amtsdauer und die Hoffnungen und Enttäuschungen, die sich daraus ergeben.

Der Zeitpunkt, und damit verbunden die Fragestellungen, beeinflussen jedoch die Messwerte – und so auch die Abstände der BundesrätInnen untereinander. Am deutlichsten schlägt sich dies bei Widmer-Schlumpf nieder: In der Rückwärtsbetrachtung ihrer Leistungen ist sie top, wenn es um die Aussichten in der Zukunft geht, rangiert sie genau in der Mitte der BundesrätInnen. Vergleichbares findet sich bei Burkhalter und Calmy-Rey, indes einiges weniger ausgeprägt.

Konstant sind die Verhältnisse ganz oben und ganz unten: Doris Leuthard ist, egal wann und egal wie befragt, die populärste Bundesrätin, während für Ueli Mauer genau das Gegenteil gilt.

Oder allgemeiner gesagt: Umfragen zu BundesrätInnen geben sehr wohl Grundströmungen in der stimm- und wahlberechtigten Bevölkerung zuverlässig wieder. Die Details der Befragungen beeinflussen die konkreten Prozentzahlen. Deshalb sollte man die nur innerhalb einer Befragungsserie vergleichen, während das generelle Ranking, und Aenderungen darin, sehr wohl etwas über die Akzeptanz der Regierungsmitglieder in der Schweizer Bevölkerung aussagen.

Ein Mechanismus tritt immer deutlicher zu Tage: Unsere BundesrätInnen haben ihre Sache im BürgerInnen-Urteil nicht einfach schlecht, wenn alles vorbei ist. Die Bilanzen fallen unterschiedlich, mehrheitlich aber (knapp) positiv aus. Wenn es dagegen um die Zukunft geht, hagen wir Zweifel, wegen diesem und jenem. Das tritt vor allem Personen, über deren Rücktritt öffentlichen spekuliert wird.

Claude Longchamp