Aktuelle Wahlbörsen im Vergleich

Wettbegeisterte können auf Parteistärken setzen und gewinnen oder verlieren. Mit ihrem Kalkül helfen sie, Erwartungen zum Wahlausgang sichtbar zu machen. Doch die Methode hat auch Nachteile: Es gibt keine Gewähr, dass die Einschätzungen nicht ins Kraut schiessen und alle Parteien nicht geschönt beurteilt werden.

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Zwei Wählbörsen zu den Nationalratswahlen 2011 gibt es (vorerst): neu diejenige des Schweizer Fernsehens und seit längerem diejenige von Wahlfieber.

Erwartete Wahlsiegerinnen sind die BDP und die GLP. Gemäss Börsianern können sie mit je 4 Prozentpunkten Zuwachs rechnen.

Mögliche Gewinner- oder Verliererinnen sind die beiden grossen rotgrünen Parteien. Gemäss SF-Börse würden SP und GPS zulegen, nicht aber gemäss Wettkonkurrent “Wahlfieber”.

Verluste würde es vor allem für die FDP, aber auch für die CVP und allenfalls auch SVP absetzen.

Das Hauptproblem der aktuellen Wahlbörsen ist, dass die addierten Kurswerte nicht auf 100 Prozent aufgehen. Erheblich ist das Problem bei der SF-Wahlbörse, wo die ausgewiesenen Parteistärken zusammen rund 106 Prozent ergeben. Bei Wahlfieber liegt man bei zirka 103 Prozent.

Das haben findige Börsianer zwischenzeitlich selber entdeckt, und sie rätseln fieberhaft, wie man der Schwäche beikommen solle.

Denn sie wissen: Ohne dieser Korrektur werden alle Prozentangaben relativiert, da sie automatisch in Bezug auf die Wählendenanteile bei den letzten Wahlen gesetzt werden. Doch gerade das täuscht, wenn das BfS auf 100 prozentuiert, die Wahlbörsen aber nicht.

Die beiden Wahlbörsen zeigen eine weitere Schwäche. Das Umfeld der Wette bestimmt die Teilnahme: Auf der populären Website von SF wetten 669 Personen, beim Aussenseiter Wahlfieber sind gerade mal 38. Das bestimmt die Einflussmöglichkeiten eines Traders, der taktisch vorgehen will. Seine Möglichkeiten sind bei der SF Wahlbörse deutlich geringer.

Keine Aussagen machen die Börsianer im übrigen zur Wahlbeteiligung. Dafür lanciert die SF-Wahlbörse heute abend einen neuen Markt für die Sitzzahlen der Parteien im Ständerat. Gegenüber Wahlbefragungen gibt das einen echten Mehrwert.

Claude Longchamp