Die SVP lanciert heute ihre Kampagne gegen Personenfreizügigkeit, über die am 8. Februar 2009 in eine bundesweiten Volksabstimmung entschieden wird. Dabei setzte sie als Sinnbild auf Raben, die auf der Schweiz herumhacken. Eine Kurzinformation zur Symbolik der Vogelwelt für die politischen Kommunikation.
Die Textbotschaften sind bekannt: Das Parlament hat die Fragen über die Weiterführung der Personenfreizügigkeit mit den bisherigen EU-Ländern und über die Ausdehnung auf die neuen EU-Mitgliedstaaten Rumänien und Bulgarien, die nach Auffassung der SVP zwei verschiedene Sachen sind, in undemokratischer Art und Weise zusammengefasst. Das will die grösste Partei der Schweiz nun stoppen, denn die neue “Freizügigkeit für alle und alles” bringe der Schweiz mehr Arbeitslose, tiefere Löhne, leere Arbeitslosenkassen, ruiniere die Sozialwerke und führe zu mehr Kriminalität.
Das Plakat hierzu spielt ganz bewusst auf die bedrohte Schweiz ein, die umgeben wird von grossen Rabenvögeln. Die eine hat das Land schon fast im Griff, und die andere möchte es am liebsten ganz verschlucken.
Das Bild ist eingängig, wie immer, wenn die SVP kommuniziert. Es ist auch symbolträchtig. Denn Raben, Krähen und Dohlen, sind in der christlich verstandenen Kultur negativ besetzt. Es sind böse Tiere, die so (raben)schwarz sind, weil sie für immer verflucht wurden. Wo sie auftauchen, bringen sie, gemäss Volksmund, Verderben und Tod. Pech hat, wer sich nicht gegen die Vögel wehrt.
Die Symbolik dem Volksmund nachempfunden sein. Doch ist nicht unproblematisch. Denn die Wissenschaft ist gerade dabei, mit dem Aberglauben zu Rabenvögeln auzuräumen, handelt es sich doch um die Vögel mit der grössten Intelligenz, die Werkzeuge gebrauchen, gesellschaftliche Regeln beachten und Gelerntes unter einander weitergeben.
Ich bin mal gespannt, was aus dem Kampf um Symbole im Abstimmungskampf entwickelt.
Claude Longchamp
Na ja, Raben, Krähen oder Dohlen mit hellen Bäuchen? Was man nicht alles sieht, wenn man derart gegen die SVP bevorurteilt ist! Sind es nicht viel eher diebische Elstern?
Na ja, werter Kritiker, auch Elstern sind Rabenvögel! Und sie haben das gleiche Schicksal erlebt wie die Raben, Krähel und Dolen. Die “diebische Elster” ist ja heute ein geflügeltes Wort für “Nesträuber” für “grosse Vögel, die kleine ausnehmen”, derweil sich im nicht-christlichen Umfeld die vorteilhafte Sicht auf Elstern als göttliche Wesen erhalten hat. Beschäftigen sie sich mal mit germanischer Mythologie!
Oder schauen Sie das Bild mal genau an: Sind das weisse Bäuche, oder nur der lange Schatten, der den rabenschwarzen Vögeln vorausgehen? Der Vogel links, wohl ein französischer Rabe, hätte, wäre er ein Elster, Beine mitten im Bauch!
Mehr noch: Auch die Schweiz hat einen Schatten, im Logo der SVP-Kampagne, der zwar nicht über ihr liegt, sich aber unter ihr durchzieht!
Deshalb gestatte ich mir eine Gegenbemerkung: Egal, um welchen Rabenvogel es sich handelt, die Pointe, die Sie mir nicht gönnen wollen, bleibt. Von wegen Vorurteile beim mir! Die diebische Elster stammt ja von Ihnen …
Die Anspielungen hätten auch noch deutlich sein können — in anderer Richtung: Schon bei der Einbürgerungsinitiative benutzte die SVP das Sujet der bedrohten Schweiz, auf die gierig vom Ausland her zugegriffen wird. Damals waren es noch anonyme Hände, jetzt sind es Beispiele aus dem SVP-Zoo.
Um es unmissverständlich zu sagen: Never change a winning team, mag ein guter Grundsatz in Sport und Politik sein. But change the loosing topics, wäre eine sinnvolle Ergänzung, mindestens für die Politik.
Die Raben-Kampagne geht in die nächste Runde: Nun nimmt auch die FDP das Sujet in Ihren Inseraten auf. Dabei ist der kluge Rabenvogel gefragt. Er erklärt mit eine Augenzwinkern, warum die Personenfreizügigkeit für die Schweiz gut ist.
http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/story/12534434
Um es ganz ehrlich zu sagen. Kein Mensch glaubt doch, dass die Verwendung dieses Vogels in oberen rechten Ecke von Inseraten die Volksabstimmung entscheidet. Es geht der FDP um etwas anderes. Sie will zeigen, dass sie die bessere SVP ist, die bessere Volkspartei also, die das Heil nicht in der Ablehnung, sondern der Unterstützung der Bilateralen sieht. Das passt in das bisherige Kampagnenverhalten, das durch Eigenprofilierung gekennzeichnet ist.
Kampagnenmacher wie Mark Balsiger sind skeptisch, wenn man die Kampagnensujets der Gegner übernimmt. Maximiere den Kontrast, ist sein Leitspruch in einer Kampagne.
Meiner auch!
Gut zu Wissen. Kommt hier noch ein Folgeartikel? Würde sehr gern einiges mehr darüber hören. Kannst du mir per E-Mail eine Antwort geben?