Ich war an einem Seminar über Erscheinungsbilder von Unternehmen in der Oeffentlickeit. Der CEO einer europäischen PR-Gruppe referierte über wirksame und unwirksame Kommunikation von Firmen. Mit Vorliebe verwies er auf einen Bestseller, der ihn beeindruckt hatte: “Make to stick“, heisst er, verfasst von den Gebrüdern Chip und Dan Heath und in der amerikanischen Presse über allen Klee gelobt.
Das Buch hat nicht nur Erfolg. Es baut förmlich auf SUCCES aus. Das ist nämlich die Kurzform das Grundverständnis wirksamer Kommunikation:
simple
unespected
concrete
credible
emotional
sollen Botschaften in der Oeffentlichkeit sein, und sie sollen
stories
erzählen. Abgekürzt ergeben die sechs Beinflussungsmöglichkeiten S-U-C-C-E-S, und sie garantieren Erfolg.
“Sticky” ist für die Autoren nicht einfach ein Wort für stechend, klebend oder haltend. Es ist ein Synonym für “understandable, memorable, and effektive in changing thought or behavior”.
Damit ist auch gesagt, um was es ihnen geht: Im täglichen Wirrwarr an Informationen, die uns gerade in der Oeffentlichkeit kommuniziert werden, sterben viele Ideen schon im zartesten Kindsalter. Nur wenige werden erwachsen, reifen und bleiben wirklich haften. Und das ist die Voraussetzung für nachweisliche Verhaltensänderungen oder wirksame Denkanstösse.
Dem allgemeinen Trend folgend könnte man meinen, dass sei dann der Fall, wenn man visuell kommunziert. Davon halten die beiden Heath nicht viel – und heben sich so von der breiten Erwartung schon mal. Sie beweisen es mit ihrem Buch selber: kein einziges Bild und keine Grafik hat es. Spärlich umgegangen wird einzig mit Kästchen zum Merken. Der überwiegende Rest ist Text.
Der allerdings ist gut aufgebaut: Schon das Inhaltsverzeichnis ist inhaltlich, verzichtet dafür auf das numerische. Zudem ist es konkret nicht abstrakt. Das baut dann Bilder auf, um was es geht, die einen beim Lesen begleiten. Die Texte selber sind vorbildlich einfach, voller Neuigkeiten, anschaulich, belegt, stimmig und persönlich – SUCCESfull eben. Abgerundet wird das Buch mit einer Art Stichwortverzeichnis, welches den Zielsetzung, die Thesen, die Belege und die Interpretation in Kürzestform wiederholt.
Autor Chip Heath ist Professor für Verhalten in Organisationen im kalifornischen Stanford, und Dan arbeitet als Berater am Aspen Institut. Zusammen ist den heathbrothers ein Wurf gelungen, der wissenschaftlich unterlegt, von Praxis erfüllt, mehr als nur eines der üblichen Rezeptbücher ist. Vielmehr handelt es sich bei ihrem Bestseller um eine eigentliche Kommunikationsphilosophie, die ausgebreitet und angewendet wird. MIr jedenfall ist das gut eingefahren. Denn auch unsere Untersuchungen zeigen seit langem, dass das an der politischen Kommunikation entscheidend ist, was an der Lebenswelt der BürgerInnen anknüpft, sodass es nachvollziehbar ist und in Erinnerung bleibt.
Das Buch selber ist jedoch nicht politisch. Es geht vom Alltagsgespräch bis zur Lernsituation in Gruppen. Witzig ist ihr Schluss zu “Unsticking an Idea”. Ist das überhaupt möglich?, fragen sich die beiden Heath’s – und geben die für sie typische Antwort: “Nein”. Was einmal haften geblieben ist, bleibt haften. Punkt. Es kann aber überklebt werden: “Fight sticky with stickier” ist ihre auch hier glasklare Mitteilung an die Leserschaft.
Lesen sollten dieses Buch alle, die verstehen wollen, was kommt und bleibt, und was vergeht, bevor es sticht. Was sticky ist, ist wichtig und gar nicht so wenig, wie Traumanalysen, Stimmungsberichte, Lebensgeschichte zeigen, selbst wenn das Referierte längst zurück liegt.
Also: Finde stets das Wichtige, und behandle es. Schaffe Aufmerksamkeit, und halte sie. Hilf deinen Gegenüber zu verstehen und zu erinnern. Stütze es mit deiner Person in seiner Ueberzeugung. Nutze die Kraft der Assoziationen, indem du dich auf Identitäten beziehst. Zeige deinen Ansprechpartner, wie sie handeln können – und gib ihnen die Kraft dazu!
Oder ganz einfach: “Use what sticks.”
Claude Longchamp
es gibt ja zum gleichen Thema jeweisl viele Bücher!
Was ist nun, wenn jedes Unternehmen für sich in Anspruch nimmt, das richtige Erscheinungsbild und die richtige Strategie gewählt zu haben? Die Anstrengung, sich gut zu verkaufen, ist gross, die Kosten hoch, und je nach Produkt kann insgesamt auch ein höherer Absatz erzielt werden. Dann lohnen sich auch höher ksoten.
Bei Produkten, die jedoch auch durch viel Werbung nicht mehr verbraucht werden (Waschpulver z.B.), ist das ganze kontraproduktiv. Statt ein Produkt günstig zu machen, wird es verteuert, wiel man sich gegenseitig die Kunden abjagt.
Der Dumme ist der Verbraucher, das Unternehmen, das viel Gewinn macht, der Gewinner.
Ich glaube nicht, dass es hier um Werbung geht, eher um Kommunikation generell.
Diese umfasst eine Reihe weiterer Faktoren, als das bei Kaufentscheidungen der Fall ist.
Hier geht es darum, was haften bleibt, wenn man kommuniziert. Denn es ist offensichtlich, dass das meiste schnell vergessen geht, von dem was man hört, liest und sieht.
mainstream ist heute, dass es die Bilder sind, die wirksam sind. Deshalb haben wir einen visual turn in der Kommunikation. Alles wird darauf ausgerichtet.
Hier interessiert mich, dass jemand das Wort verteidigt, aber seine bild-ende Funktion untersucht, und zu Kriterien kommt, die ich so prägnant noch nirgends zusammengefasst bekommen habe.
Egal, ob ein Produkt verkauft wird oder nicht.
Genau deshalb geht es den Autoren auch um Kmmunikation an Universitäten, Schulen und im Alltag.
[…] hier den Originalbeitrag weiterlesen: Make it stick! – Zoon Politicon […]