Wo wächst die SVP, und wo schrumpft sie? Kommt es 2011 zu einem Wachstum in der Innerschweiz, dem ein Rückgang in den grossurbanen Räumen entgegen steht? Diese Hypothese kann man aufgrund einer Detailanalyse nach Kantonen mindestens aufwerfen.
Die Erfolgsgeschichte der SVP auf schweizerischer Ebene ist bekannt. 1991 hatte sie mit 11.9 Prozentpunkten einen bescheidenden WählerInnen-Anteil. 2007 erreichte er mit 28.9 Prozentpunkt der bisherigen Höchstwert – nicht nur für die SVP, auch für alle Parteien insgesamt seit Einführung des Proporzwahlrechts.
Anclicken um zu vergrössern (Quelle: BfS, eigene Darstellung)
Eine Analyse der Trends nach Kantonen zeigt unterschiedliche Stärken und Dynamiken, selbst wenn der Aufstieg fast flächendenkend verlief (sofern man sich auf jene Kantone konzentriert, die mehr als 1 Nationalratssitz haben).
Die höchsten WählerInnen-Anteil kannte die SVP 2007 in den Kantonen Schwyz, Thurgau und Shaffhausen. Da bewegt sie sich im Bereich von 39 Prozent und darüber.
Am schwächsten ist die SVP im Tessin, Jura und Wallis. Da bewegt sie sich zwischen 9 und 17 Prozent WählerInnen-Anteil.
Nahe dem nationalen Durchschnitt sind die Kantone Zug und Basellandschaft. Das gilt mindestens für die Jahre 2003 und 2007 recht gut, für die Zeit davor kann man es annäherungsweise stehen lassen.
Der höchste Zuwachs von Wahl zu Wahl kannt die schweizerische SVP 1999. Damals legte sie um 7.6 Prozentpunkte zu. Seither hat sich das Wachstum von Wahl zu Wahl verringert. 2003 lag das Plus bei 4.2, 2007 bei 2.2.
Gegliedert nach Kantonen, gibt es auch hier Trendsetter. Nachholend war das Wachstum in Schaffhausen, im Jura und im Kanton Bern.
In Baselstadt gab es erstmals sogar ein ganz kleines Minus, derweil die Zunahme in Zürich, Freiburg, Neuenburg und Graubünden unter 1 Prozentpunkt blieb.
Was ist seither in den kantonalen Wahlen geschehen. In Graubünden weiss man gab es einen herben Verlust, letztlich weil die Kantonalpartei ziemlich geschlossen zur BDP übertrat. In Neuenburg und Zürich verlor die SVP etwas an WählerInnenstärke, während Freiburg mit einer Legislatur von 5 Jahren gar keine Wahlen hatte.
Verluste gabe es auch in den kantonalen Wahlen von Glarus, Schaffhausen, Genf und Bern. Teilweise waren hier die Konkurrenzparteien wie die BDP oder das MCG erfolgreich.
Damit wird ein neues Muster in der SVP Entwicklung mindestens denkbar: Sie stagniert in einzelnen Kantonen, insbesondere im grossurbanen Raum, während sie andernorts, namentlich in der Zentralschweiz, nochmals erheblich zulegt.
Ob das am Ende ein Plus oder Minus ergibt, muss auch dieser Vergleich offen lassen. Nur soviel: In den beiden trendigsten Kantonen, Zug und Basellandschaft, steigerte sie ihren Anteil bei den Kantonalwahlen im Schnitt um 2 Prozentpunkte.
Was am 23. Oktober passiert, hängt jedoch weitgehend von der Mobilisierung ab, die national höher ist als kantonal – und von den konkreten Trends in Zürich mitbestimmt wird.
Claude Longchamp
Die politologische Analyse des SVP Aufstiegs (siehe Buch von Kriesi) geht noch ein wenig weiter: Sie unterscheidet zwischen traditionellen Hochburgen, neuen und vielleicht künftigen, zum Teil auch von Konkurrenz:
In Ihrer Grafik sind das BE, AG, BL, ZH, SH, TG und GR als Traditionshochburgen. Die Fusion der BGB mit den Demokraten im Jahre 1971 hat sie geformt. Faktisch gehört auch GL dazu. Da wuchs die SVP nach 1991, vereinfacht gesagt, parallel zum Niedergang der FDP.
Die neuen Hochburgen sind in ehemaligen CVP-Stammlanden der deutschsprachigen Schweiz: SZ, ZG, LU, SG und SO gehören sicher dazu. Diskutieren müsste man auch NW, selbst OW und UR, die sie aufgrund der nationalen Trends weggelassen haben. Da spricht die SVP konservative Wähler an, die von der CVP wechseln oder nie bei ihr waren.
Anders ist die Lage in der Romandie und im Tessin, wobei Basel hierzu passt als zur Deutschschweiz. Da ist das Wachstum (vielleicht mit Ausnahme von NE im Jahre 2003) moderater. Von eigentlichen Hochburgen kann man auch nicht sprechen, eher von Erweiterungen des Parteienspektrums auf der rechten Seite. In zwei Fällen gelang es dabei nicht, auch im rechten Spektrum eine Monopolstellung zu erringen. Im Tessin, wo sich die Lega früher und stärker etablierte, und in Genf wegen dem MCG.
Neu sind die Probleme mit der BDP (seit 2008). Die macht zwar mehrheitlich der FDP Probleme. In einzelnen Kantonen ist die Lage anders: GR als typischer Fall, beschränkt auch BE und GL. In den anderen Kantonen gibt es wohl keinen Zusammenhang mit dieser neuen Partei.
Danke, der Hinweis ist berechtigt, und wäre von mir auch gekommen, wenn ich ein wenig mehr Zeit gehabt hätte.
Doch ist das im Wettbewerb um Argumente keine Notwendigkeit.
wichtig ist doch lediglich, wie in der Sache abgestimmt wird.
Das Parteiengeplänkel ist reine Zeitverschwendung und das Geblödel der Parteieliten dient ja lediglich dazu, persönliche Interessen durchzubringen.