Auf zur Analyse von Ständeratswahlen

Diese Woche findet mein Praxiskurs an der HSG zur “Analyse von Ständeratswahlen” statt. Besser hätte man weder den Zeitpunkt noch den Ort wählen können, denn in St. Gallen kommt es im Herbst zum wohl spektakulärsten Showdown bei diesen Wahlen.

In nächsten Semester beschäftige ich mich mit Ständeratswahlen. Das schwor ich mir, als ich die Forschungsberichte zu den Selects-Projekten sah, die sich ausschliesslich auf die Nationalratswahlen konzentrierten. Nun ist es soweit: vom Mittwoch bis Freitag findet mein Blockseminar hierzu statt.

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KandidatInnen bei der diesjährigen Ständeratswahl in St. Gallen sind Toni Brunner (SVP), Karin Keller-Sutter (FDP), Paul Rechsteiner (SP) und Eugen David (bisher, CVP)

Der Praxisbezug wird in verschiedenster Hinsicht gewährleistet: Erstens durch die Aktualität der Ständeratswahlen 2011. Zweitens durch die Kontroverse über die Funktion des Ständerats als Vertretung der Kantone oder als Hort der Parteiinteressen. Und drittens gilt es, angesichts des Fehlens einer Theorie von Ständeratswahlentscheidungen nötig, induktiv vorzugehen, das heisst, den Stand der Dinge und ihre Veränderung zu beobachten.

Gewährleistet wurde der Praxisbezug auch durch den Beizug Externer. Das Eröffnungsreferat hält die St. Galler Regierungsrätin Karin Keller-Sutter, nebst Eugen David, Paul Rechsteiner und Toni Brunner eine der vier prominenten KandidatInnen für den Ständerat aus St. Gallen. Am zweiten Tag beleuchtet SF-Bundeshausredaktor Hanspeter Trütsch, weshalb sich selbst nationale Medien neuerdings für exemplarische Ständeratswahlen interessieren. Am dritten Tag lässt sich der Zürcher Werber Hermann Strittmatter, erfolgreicher Campaigner für verschiedene linke KandidatInnen bei Majorzwahlen, in die Karten schauen.

Ziel des Blockkurses ist es, eine Gesamtsicht zu bekommen, wie ein Modell zur Erklärung von Ständeratswahlen aussehen könnte. Angesichts des Forschungsstandes hierzu sind rasche Verbesserungen zu erwarten. Denn bis heute gilt, dass der common sense nicht nur die Wahlvorbereitungen in die kleine Kammer regiert, sondern auch die Analysen des Geschehens rund um den Ständerat.

Die Studierenden präsentieren diese ihre Forschungsvorhaben dazu, die sich in der ersten Semsterhälfte erarbeitet haben. Ich wiederum werde versuchen, das Wissen der Politik- und Medienforschung zu Personenwahlen in der Mediengesellschaft einzubringen. Ich bin gespannt, zu welchen Schlüssen wir kommen. Ich freue mich, wenn der Praxiskurs Resultate erbringt, die man die die Analyse der kommenden Ständeratswahlen einfliessen lassen kann.

Claude Longchamp