Kanton Luzern: Stabilität in Regierung, Einbruch des Zentrums im Parlament

Nun liegen die vorläufig amtlichen Endergebnisse im Kanton Luzern vor: In der Regierung sieht es nach einer parteipolitisch stabilen Zusammensetzung aus, selbst wenn ein zweiter Wahlgang nötig wird; im Grossen Rat legen GLP, SVP und SP zu, derweil CVP und FDP einbrechen.

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7 ihrer 46 Parlamentssitze verliert die CVP gemäss vorläufig amtlichen Ergebnissen. 6 von 29 sind es bei der FDP. Rechts von CVP/FDP legt die SVP 4 Sitze zu, während die BDP im Kanton Luzern leer ausgeht. Links von Zentrum zieht die GLP mit gleich 6 Sitzen ins Parlament ein, und es gewinnen die SP/Juso mit 3 zusätzlichen Mandaten, während die GP unverändert bleibt.

Parteistärken lassen sich in Luzern am Wahltag nur schwer bestimmen, denn selbst die offiziellen Prozentangaben stellen nur auf Sitzanteile ab. Deshalb weiss man nicht, wie stark die BDP bei dieser Wahl war.
Dennoch zeigt die Sitzverteilung eine Unterscheidung zwischen städtischen und ländlichen Wahlkreisen. In den ruralen Wahlkreisen wie Entlebuch und Willisau wählt man konservativ; da liegt die CVP noch knapp vor SVP und FDP, während die Linken kaum Stimmen machen. Im Wahlkreis Luzern hat sich die SP an die Spitze der Parteien gesetzt, und rotgrüne Parteien kommen auf 12 Sitze, nur noch ein Mandat hinter den bürgerlichen Parteien. IN Luzern-Land, Hochdorf und Sursee liegen CVP, SVP und FDP vorne, es legen aber die Parteien mitte/links leicht zu.

Ueber Stadt-Land-Unterschiede hinweg haben Frauen Sitze gut gemacht. 6 PolitikerInnen mehr zählt der neue Grosse Rat. 31 Prozent beträgt der Anteil weiblicher Mitglieder neu. Am höchsten ist er bei der SP, am tiefsten bei der SVP.

Dass die grüne Euphorie nach den Erfolgen in Basellandschaft und Zürich nicht in den Himmel wächst, zeigt das Resultat der Regierungsratswahlen. Adrian Borgula, der Kandidat der Grünen, liegt auf dem 8. und letzten Platz. 7. und vorletzter wird der SVP-Bewerber Urs Dickerhof. Die Rückkehr in die Luzerner Regierung fällt der Partei schwer – selbst wenn man Sitze gewinnt, bleibt man ohne Partner isoliert.
Vorne sind die drei Bisherigen, wobei Guido Graf von der CVP über dem absoluten Mehr liegt. Hinter ihm reihen sich Yvonne Schärli von der SP und der parteilose Marcel Schwerzmann ein. Neu in die Luzerner Kantonsregierung einziehen könnten Robert Küng von der FDP und Reto Wyss von der CVP; letzter liegt nur knapp vor Esther Schönenberger, ebenfalls CVP. Entscheiden wird ein zweiter Wahlgang.

Die Wahlbeteiligung ist so tief wie noch nie bei Luzerner Wahlen. Der vorläufig amtliche Wert liegt bei 43,5 Prozent – nochmals weniger als vor vier Jahren. Der flaue Wahlkampf, indem es vor allem die Regierungszusammensetzung, weniger um das Parteienprofil ging, wird als Hauptgrund angesehen. Anders als in Zürich gab es in der Innerschweiz auch kaum eine medial angeheizte Diskussion über einen Fukushima-Effekte. Sie wäre auch kaum angebracht gewesen. Darüber hinaus kann man sagen: Seit 1991 sinkt die Wahlbeteiligung in Luzern (ausser dem Zwischenhoch 1999), was mit der geringeren Bindungsfähigkeit der politischen Parteien zu tun hat.

Die Bilanz zu Luzern ist einfach: Wie im Kanton Zürich ist die Schwächung des traditionellen Zentrums das eigentiche Charakteristikum der Wahl. Wie in Baselland und Zürich profitiert die GLP davon, anders in den beiden anderen jüngsten Wahlen kann die BDP in Luzern nicht punkten. Das Luzerner Parlament wird polarisierter sein, denn auch SVP und SP legten zu. Damit zeigt sich im Wahlergebnis ein Mix aus Umgruppierung der Mitte und Polarisierung zu Parteien rechts und links.

Claude Longchamp