Parteien- und PolitikerInnen-Finanzierung wird zum öffentlichen Thema

Parteien- und PolitikerInnen-Finanzierung wird auch in der Schweiz immer mehr zum öffentlichen Thema. Denn der politische Druck von aussen und innen nimmt im Vorfeld der Parlamentswahlen 2011 sichtbar zu.

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Ueber die Zusammenhängen von Geld und Politik wird man erst dann mehr erfahren, wenn Transparenz herrscht bei der Parteien- und Politikfinanzierung

Lange hat man in der Schweiz öffentlich dazu geschwiegen, jetzt kommt es schrittweise ans Tageslicht. Der Bericht der OSZE-Wahlbeobachter, die 2007 in der Schweiz waren, kritisierten zweitens, dass rassistische Muster in unsere Wahlkampagnen eingeflossen sind. Und erstens, dass zum Geld in Wahlkampagnen und ihren Auswirkungen auf Wahlergebnis und Medienberichterstattung weitgehend tabuisiert sind.

Nun ändert sich einiges. Im heutigen “Blick” kündigt Politologe und SP-Nationalrat an, die neue Justizministerin Simonetta Sommaruga habe eine Bericht ünber die Parteienfinanzierung in europäischen Ländern bestellt. Sie reagiert damit auf verschiedenen Kritiken, die von der OSZE, vom Europarat und von Transparency International erhoben worden sind.

Konkreter, aber eingeschränkter ist ein ebenfalls übers Wochenende angekündigter Initiativ-Vorschlag verschiedener JungpolitikerInnen unter Federführung des angehenden Juristen und SVP-Nationalrat Lukas Reimann, der von den gewählten ParlamentarierInnen restlose Auskünfte über ihre Haupt- und Nebeneinkünfte verlangen soll.

Damit könnte eine der wenigen Schwächen der schweizerischen Demokratie direkt abgebaut werden. Denn wir wissen genau, wer für eine Partei kandidiert, und wer die Bewerbungen speziell unterstützt. Wir wissen aber nicht, wer dafür Geld gibt, und in welchem Masse hierfür Gegenleistungen erwartet werden. Das ist einer reifen Demokratie unwürdig. Das sagen uns ausländische Organisationen und immer mehr auch einheimische PolitikerInnen.

Eine Grundlage, die Parteien- und PolitikerInnen-Finanzierung auf einer etwas gesicherteren Grundlage diskutieren zu können, hat übrigens der ehemalige CVP-Generalsekretär geleistet. Hilmar Gernet, heute als Kommunikationsberater tätig, reichte 2008 an der Uni Freiburg eine Dissertation zum genannten Thema ein. Seine Forschungsresultate und die daraus abgeleiteten Thesen sind noch viel zu wenig diskutiert worden.

Nötig wäre es, denn die Staatspolitische Kommission des Nationalrates kippte am Freitag einen Vorstoss von Links aus dem Programm, wonach Parteispenden von 10000 CHF und mehr inskünftig öffentlich gemacht werden müssten. Denn hier gilt: Der Graben verläuft mehr zwischen Bevölkerung und Politik, nicht zwischen linke und rechten Parteien.

Claude Longchamp