Es ist nicht das Gleiche, ob man www.dabei-bleiben.ch oder www.dabeibleiben.ch auf Internet eingibt. Wenigstens politisch nicht. Und schon gar nicht, wenn man BefürworterIn oder GegnerIn der Personenfreizügigkeit ist.
Unter den Jungparteien der Schweiz herrscht eit Tagen eine Art Bindestrich-Krieg. Die Junge FDP, Junge CVP und Junge SP haben sich für die Kampagnen zugunsten der Personenfreizügigkeit zusammen getan und verbreiten ihre befürwortenden Informationen unter www.dabei-bleiben.ch. Sie werben wie ihre Mutterparteien für eine Ja, weil sie via Bilaterale bei der EU dabei bleiben wollen.
Die Junge SVP wiederum war von Beginn weg gegen die Vorlage, über die in der Volksabstimmung vom 8. Februar 2009 entschieden wird. Zuerst provozierte sie damit ihre Mutterpartei. Jetzt, wo die SVP das Lager gewechselt hat, geht die Provokation muntern weiter. Unter www.dabeibleiben.ch wirbt man als Parodie äusserlich genau gleich, inhaltlich aber genau umgekehrt als die befürwortenden Jungparteien. Dabei haut man gerne auf den Putz: Bundesrätin Micheline Calmy-Rey figuriert bei der Gegnerschaft unter der Rubrik “Lügner”.
Die befürwortenden Jung-Parteien finden den Polit-Scherz ihrer Website gar nicht lustig. Sie haben die jungen Gegner aufgefordert, diese vom Netz zu nehmen, denn man täusche Informationssuchende ganz bewusst. Dem haben die Opponenten nach einer ersten Frist nicht entsprochen, weshalb sie jetzt eine Klage aufgebrummt bekommen haben.
Lukas Reimann, SVP-Nationalrat und Initiant der Websiten-Parodie bestreitet postwendend, eine solche Klage bekommen zu haben. Wenn dem so würe, würde er aber zurück klagen, liess er sich gegenübr der sda verlauten. Die Schweizerische Depeschenagentur wiederum gibt an, im Besitz der Klage zu sein.
Der Bindestrich-Krieg unter den Jungparteien ist damit voll entbrannt. Ich-bleibe-dabei!
Claude Longchamp
Guerillia Marketing mit Provokationen um Medienaufmerksamkeit zu erwecken ist eine Spezialität der SVP. Die Bindestrich Geschichte ist nur ein weiteres Kapitel in einer langen Liste.
Ich muss aber sagen beim reservieren einer Homepage sollte man doch drauf kommen und sich gleich mehrere Varianten zu sichern. Da haben sich die befürwortenden Jungparteien selbst ein Ei gelegt. Die Geschichte nimmt sicher nocht spannende Wendungen…
Das Plagiat kommt unfein daher, aber Reimann war ja noch nie der Mann fürs Feine. Nur: Dass die Parodie ihre Wirkung überhaupt entfalten konnte, hat sie einem stümperhaften Anfängerfehler der federführenden Jungfreisinnigen zu verdanken (Nebst den im Blog-Beitrag erwähnten Jungparteien sind übrigens auch noch die Junge EVP und die Jungen Grünen bei dabei-bleiben.ch mit dabei.) Wer es verpeilt, sich auch die bindestrichlose Variante einer Zwei-Wort-Domain zu sichern, provoziert eine solche Reaktion geradezu.
Dass Lena Schneller versucht, ihren Patzer mit einer Klage auszubaden, ist ärgerlich. Sie dürfte ausserdem aussichtslos sein, «dabeibleiben» ist kein geschützter Begriff und politische Werbung unterliegt den Lauterkeitsanforderungen nicht. Man mag dies als ärgerlich empfinden, aber an diesem Fall wird sich die Rechtslage nicht auf den Kopf stellen lassen.
Das Komitee soll Reimann seine Spielwiese gönnen und darauf mit mehr Humor reagieren. (Blog-Beitrag dazu)
Die Auseinandersetzung zur Kopie der Website der Jungparteien für die Personenfreizügigkeit durch die Junge SVP geht in eine neue Phase. Die richterliche Verfügung, die kopierte Website abstellen zu müssen, ist zwischenzeitlich rechtskräftig.
Die Aktivisten rund um Nationalrat Lukas Reimann haben die kopierte Website abgeschaltet, und als kleines Spektakel neu aufgeschaltet: “Unzensurierte Argumente finden Sie auf
Ostzuwanderung.ch
EU-Kritik.ch.
Und auf 8Februar.ch finden Sie die zensierte Seite mit einem neugestalteten Logo, so daß hoffentlich auch der verwirrteste Anhänger der anderen Jungparteien nicht aus Versehen “falsch abstimmt”, weil ihn die Seite so irritiert hat.”
Ds Probleme geht meines Erachtens tiefer. Es ist Ausdruck der Respektlosigkeit, die heute in Abstimmungskämpfen das Verhältnis zwischen den Kontrahenten prägt. Das ist notabene keine Eigenheit der Jungen SVP gegenüber den anderen Jungaprteien. Es fand sich, im letzten Abstimmungskampf, auch bei den BefürworterInnen der Hanf-Initiative, die ihre Plakate bewusst als Persiflage der Plakate von SP, FDP und CVP aufmachten, ganz in derem Stil, aber mit der eigenen Aussage.