AuslandschweizerInnen: Votum gegen die Ausschaffungsinitiative

Die AuslandschweizerInnen dürften genau umgekehrt gestimmt haben als die InlandschweizerInnen: für den Gegenentwurf und gegen die Ausschaffunsinitiative. Das vermeldet die heutige NZZ am Sonntag.

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So ganz genau weiss man es nie, wenn es um die AuslandschweizerInnen geht. Rund 700’000 davon soll es geben. Zirka 130’000 haben sich registrieren lassen, um abstimmen und wählen zu können.

Was sie entscheiden, erfährt man nicht. Individuell ist das sinnvoll, kollektiv indessen nicht. Die Ursache ist so simpel wie ärgerlich: Das Auszählen der AuslandschweizerInnen ist föderalistischen Regeln unterworfen.

Nur 8 Kantone (AI – AG – TG – BS – LU – SG – GE – VD) weisen das Stimmverhältnis unter den SchweizerInnen im Ausland separat aus. Die anderen subsummieren die Ergebnisse in den Gemeinden, in denen sie zuletzt wohnten.

Am klarsten gegen die Ausschaffungsinitiativen stimmten die AuslandbaslerInnen. Zu 37 Prozent Ja reichte es da. Doch auch die AuslandthurgauerInnen votierten mehrheitlich dagegen. Mit 47 Prozent Ja war die Mehrheit anders als bei den ThurgauerInnen im Thurgau. Immerhin war der ausgewiesene Ja-Anteil unter den AuslandschweizerInnen nirgends so hoch wie im Ostschweizer Kanton.

Die grösste Diskrepanz ergab sich im Kanton Appenzell Innerrhoden. Die InlandschweizerInnen des Kantons waren zu zwei Dritteln für die Initiaitive. Die KantonsbewohnerIn mit Sitz im Ausland votierten nur zu 39 Prozent dafür.

Besser erging es dem Gegenvorschlag. Er wäre in 5 der 8 Kanton angenommen worden, hätten nur die AuslandschweizerInnen entscheiden können.

Die Ergebnisse passen gut zur einzigen Politprofil-Analyse der AuslandschweizerInnen. Sie wurde im Jahre 2003 gemacht und kam zum Schluss, dass die stimmenden AuslandschweizerInnen viel weltoffener und deutlich wirtschaftsliberaler stimmen als die InlandschweizerInnen. So waren sie 2002 in ihrer Mehrheit gegen die SVP-Asylinitiative, die schliesslich nur hauchdünn scheiterte.

Zwei Gründe können für das unterschiedliche Stimmverhalten genannt werden: Zunächst ist das soziologische Profil der politisch aktiven AuslandschweizerInnen different. Unter ihnen sind die oberen Bildungsschichten massiv mehr vertreten. Sodann unterscheidet sich ihre Sozialisation, was sich beispielsweise im Informationsverhalten über Medien und Bekannte unterscheidet.

Leider gibt es keine aktuelleren Analysen hierzu. Die AuslandschweizerInnen-Organisationen wären sehr dafür gewesen, eine solche mit Blick auf die Wahlen 2011 zu erstellen. Doch das EDA sperrte, anders als 2003, den Zugang zu den Adressen der AuslandschweizerInnen selbst für die Forschung, womit jede Stichprobenbildung obsolet wurde.

Claude Longchamp