Die zweitbeste politische Plakatkampagne der Gegenwart

Eines ist klar: Die “Schäfchen-Plakate” der SVP im Wahlherbst 07 waren die erfolgreichste politische Plakatkampagne der Gegenwart. In meiner Bewertung an zweiter Stelle steht die Serie von Affichen zugunsten der Bilateralen, die aktuell wieder anläuft, um für die Personenfreizügigkeit zu werben. Die Einfachheit, die Wiederholung und die Persiflage durch die Gegner spricht für deren Wirkung.


Befürworter und Gegner der Bilateralen beziehen sich seit längerem auf das gleiche Motiv, wenn sie für ihren Standpunkt werben (Bilder anklicken, um das ganze Plakat zu sehen).

Eingängige Formen
Aestheten der politischen Kommunikation mögen sie nicht. Denn ihr fehlt es an Subtilität. Ihr mangelt es auch an Kreativität. Und bisher gab es kaum ein Ueberraschungsmoment, wenn die Wirtschaftsseite mit ihrem Baum, grünen Blättern und roten Aepfeln die Bilateralen propagierte.

Doch genau das macht die Stärke der Plakatreihe aus: Ihr Stil ist einfach. Das Motiv ist eingängig. Die Formen sind einfach, und die Farben sind einhellig bekannt. Das macht den Auftritt robust, die Erinnerung nachhaltig.

Die intellektuellen Schichten, die mehrheitlich für die Bilateralen, die Personenfreizügigkeit und die Abkommen von Schengen und Dublin waren, sind die nicht die Zielgruppe. Vielmehr geht es darum, die normalen Erwerbstätigen in der Schweiz anzusprechen.

Spärliche, aber zentrale Botschaften
“Wer sät, wird Ernten”, hiess es, als es vor 2 Jahren um die Osterweiterung ging. Das wirkt zwar ein wenig vulgärökonomisch, prägt sich aber gut ein. Denn es entspricht einer einfachen Lebensweisheit, nach der man ausserhalb der grossen Städte lebt.

Diesmal ist Botschaft ebenso knapp: “Nötig und bewährt”, titelt man, wenn es darum geht, die Fortsetzung der Personenfreizügigkeit mit der EU zu begründen. Wer es etwas patriotischer mag, wie etwas die FDP, variiert den Slogan. “Der richtige Weg für die Schweiz”, heisst es da schon mal, und es schwingt mit, dass ein EU-Beitritt als Alternative falsch wäre.

Das Plakat als Trend-Mittel der Kommunikation
Plakate werden in Abstimmungskämpfen zwischen einem Drittel und der Hälfte der Teilnehmenden als Element der Meinungsbildung memoriert. Eine eigentliche Entwicklung gibt es nicht, denn es die Nutzung hängt von den Kampagnen selber ab. Dennoch kann man feststellen, dass das Plakat, wie auch das Internet und die Gratiszeitungen in der jüngeren Bevölkerung eine überdurchschnittliche Beachtung findet und damit zu den Trend-Mittel der politischen Kommunikation gewordenist.

Das scheinen auch die jungen GegnerInnen der Vorlage zur Fortsetzung und Erweiterung der Personenfreizügigkeit zu spüren. Denn auch sie setzen auf das Plakat in ihren Intenet auftritten. Und sie kreiieren dabei nicht einmal ein neues Sujet, sondern variieren nur das der Befürworter. Der Vorher/Nachher-Vergleich fällt da allerdings nicht positiv aus, sondern negativ.

Man betreibe bloss eine subkulturelle Differenzierung des Leitmotivs, das die Gegnerschaft dominant gesetzt hatte, warf man während des Wahlkampfes 2007 den SVP-Gegnern vor, als sie die Schäfchen-Plakat zu variieren begannen. Genau das kann man heute auch an die Adresse der Gegner der Bilateralen sagen, wenn sie die Ja-Kampagne der Wirtschaft persiflieren.

Claude Longchamp

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