Zukunft der Biodiversität: Vorschläge für das Handeln in der Schweiz

Nach der Weltkonferenz in Nagoja, die sich der Biodiversität angenommen und zu einem Durchbruch unter den Vertragsstaaten für mehr Handeln geführt hat, versammelten sich heute die Interessierten aus der Schweiz im freiburgischen Villars-sur-Glane, um über die “Zukunft der Biodiversität” nachzudenken und weitere Ideen zu diskutieren.

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«Entstanden ist ein gut lesbares Buch, das einen umfassenden Überblick bietet, wie sich die Schweizer Biodiversität sei 1900 entwickelt hat und wie die Prognosen für die Zukunft aussehen.» (Quelle: Ornis)

Im Workshop zum Thema “Handeln für die Biodiversität” trug ich meine Thesen zum Bereich Oeffentlichkeit vor. Die zentralen Aussagen waren:

1. Biodiversität ist in den letzten 5 Jahren zum öffentlichen Thema geworden. Die Natur- und Umweltorganisationen sind als Basisbewegung aktiv geworden. Sie haben in ihrem Umfeld mobilisiert, und so zur Problematisierung der Bewusstseins analog zu den Trend, welche Wissenschaften zur Biodiversität aufgedeckt haben, beigetragen. Der Begriff hat sich medial-politisch eingebürgert. Er sollte nicht mehr geändert werden.

2. Biodiversität wird heute bevölkerungsseitig als Folge von Landschafts-, Wasser- und Luftverschmutzung gesehen. Biodiversität leidet wegen dem Landschaftsverbrauch. Sie verringert sich wegen dem Klimawandel, und wegen der Uebernutzung der Natur. Ein Zusammenhang zwischen Biodiversität und Wirtschaft wird kaum gesehen; vielmehr sieht man es als moralischen Pflicht des Menschen an, zu den schädlichen Eingriffen in die Natur Gegensteuer zu geben. In der Schweiz kommt hinzu, dass man an die künftigen Generationen denken solle, insbesondere was die Weitergabe der Schönheiten der Natur betrifft. Das ist gleichzeitig Problem und Chance zu gleich: Problem, weil der Zustand der Natur insgesamt positiv beurteilt wird, Chancen, weil man das gerne erhalten möchte.

3. Die zukunftige Themenarbeit sollte effektiver geführt werden, vor allem gegenüber der Politik. Da bleiben meines Erachtens die grössten Defizite. Campaigning ist hier der richtige Ansatz: Die NGOs brauchen, aufbauend auf den Verpflichtungen aus Nagoja, eine klare Vision der Biodiversitätspolitik, die Ziele vorgibt, welche innert 10 Jahren erfüllt werden können. Campaigning bedeutet, Steuerung der Prozesse durch Kommunikation, wobei die Ziele eindeutig sein müssen, auch wenn die Arenen der Handlung immer wieder ändern werden. Campaigning beinhaltet zunächst Lobbyarbeit auf allen Ebene. Es umfasst Oeffentlichkeitsarbeit, die auf die Medienbedürfnisse abgestimmt sind. Und dazu gehört die Fortsetzung der Basisaktivitäten, welche das UNO-Jahr der Biodiversität erfolgreich werden liessen.

Ich habe heute vorgeschlagen eine “Plattform Biodiversität” einzurichten. Dies sollte Wissenschaft, NGOs, Politik und Medien dauerhaft vernetzen, um einen raschen Informationsfluss zwischen allen Beteiligten zu gewährleisten. In so seine Plattform integriert gehört ein wissenschaftlich betriebenes Observatorium für Biodiversität, aber auch eine Agentur, welche das Thema in der Mediengesellschaft angemessen zu kommunizieren weiss.

Zum Vorteil aller, welche die Lebensgrundlagen auf für die Zukunft erhalten möchten.

Claude Longchamp