Wo die BundesratkandidatInnen politisch stehen

In der Medienwelt gelten die beiden aus Bern, Simonetta Sommaruga und Johann Schneider-Ammann, als Favoriten für die anstehenden Bundesratswahlen, die erst noch gut harmonieren würden. Das mag aufgrund ihrer Auftritts so erscheinen, politisch vertreten sie aber klar gegensätzliche Positionen.

Schritt für Schritt klärt sich das Feld der KandidatInnen für die anstehenden Bundesratswahlen. Drei offizielle Bewerbernnen gibt es bei der SP: Sommaruga aus dem Kanton Bern, Fässler aus St. Gallen, Herzog aus Baselstadt und Fehr aus Zürich. Bei der FDP sind es bei Meldeschluss fünf: Keller-Sutter aus St. Gallen, Schneider-Ammann aus Bern, Noser aus Zürich, Cassis aus dem Tessin und Malama aus Basel. Für die SVP geht der Nationalrat Rime ins Rennen, während die Grünen Brigit Wyss vorschicken.

jacqueline_fehr_sp_mix_frontfaessler_mix_front

Der Smartspider mit den Positionen der KandidatInnen hilft, sie jenseits sehr schematischer Etiekttierungen einzuordnen: Indikatoren sind die Haltungen zu vermehrtem Umweltschutz, ausgebautem Sozialstaat, gesellschaftlicher Liberalisierung, aussenpolitischer Oeffnung, wirtschaftlicher Liberalisierung, restriktiver Finanzpolitik, Ruhe und Ordnung und restriktiver Migrationspolitik. Angesprochen werden damit die Links/Rechts-Dimension einerseits, die Polarität zwischen Offnung und Abschliessung anderseits.

sommaruga_neu_mix_frontherzog_neu_mix_front
Hilde Fässler und Jacqueline Fehr sind wohl die am klarsten links positionierte Kandidatin bei der SP, gefolgt von Simonetta Sommaruga und Eva Herzog. Bei den FDP-KandidatInnen ist Schneider-Ammann solid rechts, gefolgt von Keller-Sutter, Noser, Malama und Cassis.

Cassis_fdp_mix_frontmalama_fdp_mix_gallery_bigNoser_neu_front

Die linken Frauen sind alle klar für eine aussenpolitische Oeffnung der Schweiz, mehr oder minder deutlich auch für mehr Oekologie. Hilde Fässler und Jacqueline Fehr sind am eindeutigsten für mehr Sozialstaat, während sich die beiden anderen gemässigter einstufen. Gesellschaftliche Liberalisierung halten die St. Gallerin, Zürcherin und die Bernerin hoch, derweil die Baslerin auch hier zurückhaltender ist. Sommaruga ist bei der wirtschaftlichen Liberalisierung am ehesten dafür, Herzog und Fehr bei einer restriktiven Finanzpolitik. Die Abweichungen sind indessen eher gering.

Die Profile der FDP-KandidatInnen sind weniger einheitlich. Cassis ist kennt ist für eine offene Gesellschaft, Umwelt und aussenpolitsiche Offnung, wo er einem Linken gleicht, ohne es zu sein. Den sozialpolitisch steht er klar rechts. Malama hat eine ähnliche Position. Es ist für Liberalisierungen im gesellschaftlichen wie auch wirtschaftlichen Bereich. Noser wiederum hat am klarsten ein wirtschaftsliberale Profil, ist nach aussen offen und steht für knappe öffentliche Finanzen. Keller-Sutter ist dem nicht unverwandt. Sie ist klarer eine Law&Order Politikerin, und in aussenpolitischen Fragen zurückhaltender. Schneider-Ammann neigt am ehesten zu eine rechtskonservativen Profil: Am klarsten greifbar sind seine Ansichten in Wirtschaftsfragen, aber auch wenn es um Migrationsthemen geht, und um Ruhe&Ordnung.

keller_sutter_mix_frontSchneider-Amann_neu_front

Der Freiburger SVP-Kandidat Jean-François Rime hätte durchaus in der rechten FDP Platz. Sein klarestes Profil hat bei Fragen von Ruhe und Ordnung; zudem ist recht klar für mehr wirtschaftlichen Liberalisierungen, beschränkt auch für mehr Härte in Migrationsfragen und mehr Zurückhaltung bei den öffentlichen Finanzen. Nichts am Hut hat er mit der aussenpolitischen Oeffnung und der gesellschaftlichen Liberalisierung. Da unterscheidet er sich am klarsten von den anderen bürgerlichen KandidatInnen.

rime_svp_mix_front

Brigit Wyss schliesslich ist eine ausgesprochene Befürworterin ökologischer Foderungen. Sie ist klar für mehr Sozialstaat, für gesellschaftliche Liberalisierung und beschränkt auch für Oeffnung. Restritktive Migrationspolitiken lehnt sie klar ab.

wyss_gruene_mix_front

Mit dem Smartspider nicht erfasst werden die Stilfragen, namentlich die Teamfähigkeit der PolitikerInnen, ihre Kommunikationskompetenzen und die Glaubwürdigkeit aufgrund ihrers bisherigen Auftritts in Regierungen, Parlamenten und Oeffentlichkeit, was in der Medienwelt häufig mehr gilt als die Inhalte und deshalb nicht selten das Image prägt. Rückschlüsse auf die politischen Präferenzen der Bewerbungen lassen sich daraus nur sehr beschränkt ableiten.